Goodbye New Opera

Der neue Opera-Browser ist ein gewaltiger Rückschritt und eine Riesen-Entäuschung für die kleine Opera-Gemeinde.
Wie gelingt der Wechsel zu einem gescheiteren Browser?



Den Browser Opera benutze ich seit etwa fünfzehn Jahren. Er war schon lange meine Wahl, als sich die User noch von jedem neuen Feature in Firefox oder Internet Explorer begeistern liessen, welches zu meiner Verwunderung in Opera schon seit eh und je integriert war. Opera glänzte mit einer excellenten Funktionalität und Bedienerfreundlichkeit. Vor allem Letzteres war der Grund, warum ich nie einen anderen Browser benützt hätte, auch wenn Opera mit einigen Webseiten nicht immer harmonierte. In diesen seltenen Fällen griff ich kurz auf einen anderen Browser zurück.

Meine Sammlung an Bookmarks oder Lesezeichen wurde in all diesen Jahren stets grösser und wuchs auf unglaubliche 10'000 Lesezeichen an, verteilt und eingeordnet in etwa 700 Ordnern und Unter-Ordnern.
Kann man hier noch den Überblick behalten? Ja, mit Opera ging das problemlos. Die Sidebar mit den Bookmarks war so genial und übersichtlich gestaltet. Klassische, übersichtliche Ordneransicht, die Lesezeichen liessen sich in einer Sekunde beliebig ordnen: nach Namen, nach Erstellungs-Datum, nach letztem Aufruf, nach Adresse, nach Beschreibung, aufsteigend oder absteigend.
Ausserdem konnte man jedes Lesezeichen mit Stichworten ergänzen. Suchte man etwas und konnte sich nicht mehr an die Adresse oder an den Ablageort erinnern, tippte man im Suchfeld ein Stichwort ein. Schon während dem Eintippen erschienen die jeweils zutreffendsten Lesezeichen zur Ansicht. So fand man immer schnell das Gewünschte aus dem grossen Haufen.


Das war aber noch nicht alles. Geöffnete Fenster konnten in Sessions abgespeichert werden. Ebenfalls alles übersichtlich in der Sidebar zugänglich. Oft hat man bestimmte Webseiten parallel geöffnet. Ein Klick auf die entsprechende Session und alles war wieder da, wie gewünscht.

Auch die Feeds-Funktion war top. Ebenfalls in der Sidebar integriert, wurde man stets benachrichtigt, wenn vorher bestimmte Webseiten aktualisiert wurden. Fett hervorgehoben mit der Anzahl neuer Beiträge dahinter, sah man auf einen Blick wo es Neuigkeiten gibt.
Das ist etwa das, was ich oft verwendet habe, obwohl es noch einige weitere Features gibt. Da alles schon in Opera integriert war, gab es auch keinen Grund, irgendwelche Erweiterungen zu suchen und finden, was ich hasse!


Okay, das war nun so bis Opera Version 12.17 . Dann kamen einige hirnlose Dumm-Fuzzis bei Opera, aus mir unerklärlichen Gründen auf die Idee, diesem Browser ein völlig neues Gesicht zu geben! Ich bezweifle, dass diese Idee vom Entwickler-Team kam, welches sicher viel Herzblut in alle diese tollen Features des Ur-Opera investierten.
Es liegt nahe, dass irgend eine hirnlose Qualle aus der Teppich-Etage beschloss neue Wege zu gehen. Vielleicht nur um sich wichtig zu machen oder weil ihm langweilig war, vielleicht auch nur weil er eine Riesen-Pfeife ist. So ein Affenhirn!
Auch die Opera-Engine wurde nun durch Chromium ersetzt. Dies wäre mir ja eigentlich wurscht, wären alle die gewohnten Features erhalten geblieben.Aber leider war dem nicht so! Der Versuch, mich mit dem neuen Opera anzufreunden, scheiterte gewaltig. Es ist etwa vergleichbar, wie wenn Windows plötzlich wieder auf die Kommando-Zeile setzt und seine Fenster abschafft.

Die Super-Bookmark-Verwaltung von damals sucht man ab Opera 29.0 vergebens! Die Lesezeichen werden nun in idiotischen Kacheln angezeigt, was wohl absoluter Nonsens ist! Was soll das? Windows 8 Kacheln-Feeling? Für hundert Lesezeichen (resp. Kacheln) müsste man ja Stunden scrollen um überhaupt mal alle auf dem Bildschirm gesehen zu haben.





Auch in der Listendarstellung kommt man nicht viel besser zurecht, weil weitere Sortier- und Darstellungs-Einstellungen gänzlich fehlen.
Mit Tausenden von Bookmarks findet man einfach nichts mehr und schon gar nicht auf die Schnelle.
Ich testete deshalb die Erweiterung «Bookmark Manager», welche sich an die ursprüngliche Sidebar anlehnt. Ist ein netter Ansatz, aber insgesamt trotzdem nicht zufriedenstellend!

Da ich nun einige Zeit den neuen Opera verwendete und neue Lesezeichen ausschliesslich dort speicherte, hat es mich gleich nochmals verarscht. Die Lesezeichen können nicht mehr exportiert werden, höchstens mit einer Erweiterung als html-Datei. Bei Import dieser html-Datei in einem anderen Browser werden zwar alle Lesezeichen übernommen, nicht aber die Ordnerstruktur! Nochmals alle Ordner und Unterordner sortieren? Nein Danke!
Also zurück zum alten Opera, einige der neu erstellten Lesezeichen (diese ich noch finde) ergänzen und dann alles exportieren. 
Danach sucht man die Datei bookmarks.adr . Bei Win7 64bit befindet sich diese Datei unter c:\Users\Username\AppData\Roaming\Opera\Opera x64\
Allenfalls müssen die versteckten Dateien zuerst sichtbar gemacht werden. Diese bookmarks.adr kopiert man in ein anderes Verzeichnis, wo man sie besser findet. Unter Datei/Eigenschaften ändert man hier allenfalls auch die Sichtbarkeit, d.h. für diese Datei den Haken beim Attribut Versteckt raus nehmen. 

Nun benötigen wir weiter das Tool Transmute, welches wir installieren und danach starten. Als Quelle wählen wir Opera und verlinken daneben auf genannte Bookmarks.adr, als Ziel geben wir den Ziel-Browser an. Nach Klick auf den Button Start werden die Lesezeichen exportiert. Transmute kann in der Pro-Version auch als selbständiger Bookmark-Manager verwendet werden. Die Freeware dient lediglich zum Export von Lesezeichen. Das Tool spricht diverse geläufige Browser an.

Ich testete dies bisher mit Chrome und Safari. Mit Chrome als Zweit-Browser, machte ich bisher gute Erfahrungen.  Es gibt für Chrome eine Erweiterung, welche sich Tidy Sidebar nennt und etwa der alten Opera-Sidebar entspricht. Nicht ganz, aber so zumindest das Beste was ich in dieser Richtung fand. Beim anschliessenden Start des Chrome-Browsers waren alle Lesezeichen und die Ordner-Struktur vorhanden. Es sei einzig der Hinweis, dass die alten Lesezeichen im Chrome natürlich nun alle überschrieben und weg sind, falls hier vorher welche separat angelegt wurden.



Das Tool exportiert natürlich auch zu anderen Browsern. Der Vorgang ist identisch.
Den Apple-Browser Safari gibt es auch für Windows. Mir gefällt dieser Browser eigentlich gut. Vieles erinnert an Opera oder ist zumindest ähnlich. Auch hier wurden Lesezeichen und Ordner-Struktur einwandfrei übernommen. Leider musste ich aber feststellen, dass bei Safari die Lesezeichen prinzipiell nicht alphabetisch aufgeführt werden, was wohl die absolute Minimal-Anforderung wäre. Gewisse Programmierer scheinen wirklich noch in der Steinzeit zu leben. Nun ja, soviel zum Thema Apple!

Somit schliesst sich meine Suche nach einem tauglichen Browser für's erste. Viel kalter Kaffee und Frust. Das Internet ist nicht mehr wegzudenken, aber ein gescheiter Browser scheint noch Neuland zu sein.
So beschränke ich mich künftig wohl auf Chrome als Haupt- und Safari als Zweit-Browser.
Vielleicht hat ja noch der eine oder andere Leser dieses Beitrages noch einen guten Tipp?

Nachtrag: Zufällig bin ich noch auf diesen neuen Browser gestossen. Er nennt sich Vivaldi und hinter dem Projekt steckt niemand anders als der ehemalige CEO von Opera! Wenn das nicht eine Botschaft ist? Vermutlich habe ich richtig vermutet, kennt man ja vom täglichen Work-Life. Bezogen auf Opera heisst dies: Der alte CEO wollte den vermutlich «aufgezwungenen» Scheiss mit dem neuen Opera-Browser nicht mittragen und nahm den Hut. Nun macht er mit einigen Mitläufern einen Neuanfang mit alten Werten. Vivaldi macht da weiter, wo der alte Opera aufgehört hat. 
Erster Eindruck: Gar nicht übel! Sackschnell, übersichtlich und man findet sich sofort zurecht. Man darf gespannt sein, wie sich dieser Browser weiter entwickelt. Den behalte ich auf jeden Fall im Auge.

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