Asus Nexus7 (2013 LTE Version) reparieren

Was für ein Drama! Mein Nexus 7 funktionierte seit zwei Jahren klaglos und nun das! Nein es ist mir nicht runter gefallen - never, sah aus wie am ersten Tag - keinen einzigen Kratzer. Aber die vielen Berichte, man könne dieses Tablet gut öffnen und den Akku tauschen, hat schlussendlich zum Drama geführt.
Nein Leute, ich will echt nicht mehr darüber sprechen, nur eines noch: Wieso konstruieren Hersteller ihre Tablets so hauchdünn und zerbrechlich? Wieso braucht man zum Austausch des Akkus mindestens die Erfahrung, ein funktionierendes Gerät beim Öffnen geschrottet zu haben? Wieso baut man in der heutigen Zeit, wo viel von Ökologie und Umweltschutz gelafert wird, keine Geräte mit ersetzbaren Akkus?
Die Antwort ist vermutlich folgende: Die korrupte Industrie will neue Geräte verkaufen, endlos!


Nachdem nun also ein kleiner Riss im Glas entstand, dezent am Rand, dachte ich zuerst Scheisse, aber es wird wohl noch funktionieren. Bei genauerem Hinsehen unter verschiedenen Blickwinkeln, entdeckte man einen weiteren Riss, ganz dezent quer durch das Display. Der Touchscreen funktionierte nicht mehr, reagierte nach dem Zufallsprinzip.
Nach dem ersten Frust (Reparatur wohl zu teuer oder nicht möglich, lohnt sich wohl auch nicht - neues kaufen), kamen leichte Aggressionen zum Vorschein: Frust-Abbau durch «über die Kante schlagen»? Was soll ich noch damit? Als Schneide-Brett verwenden?



So sah es anfänglich nicht ganz aus,
aber wenn's kaputt ist, kommt es
 auf einige weitere Risse nicht mehr an!

Glücklicherweise kam ich durch weibliches Zureden, vorzeitig wieder auf Normal-Puls runter. Also flugs Google angeschmissen und mal ausgiebig nach Ersatzteilen und Reparaturanleitungen gesucht.
Zuerst das Wichtigste: Krieg ich überhaupt ein passendes Ersatzteil zum moderaten Preis, so dass sich die ganze Sache überhaupt lohnt?
Yeahhh! Ich stiess auf diese Webseite , wo neben Anleitungen auch passende Ersatzteile gefunden wurden. Für den Screen, bestehend aus Glas und Digitizer, bezahlte ich 43$ plus nochmals etwa 20$ für den Versand aus USA. Alles in allem ein fairer Preis. Natürlich muss auch die Qualität stimmen. Hier vertraute ich dem Anbieter, welcher einen guten Ruf zu haben scheint. Also gleich mal so ein Teil bestellt :-)


Etwas doof ist, dass man den Front-Rahmen vom alten Display ablösen muss, weil man diesen wieder benötigt. Der Rahmen ist mit starkem Klebeband verklebt und ich befürchtete, dass er beim Entfernen beschädigt wird. Wieso nicht gleich das Display komplett mit Front-Rahmen verkauft wird, ist mir ein Rätsel. Es sind günstige Frontrahmen beim Chinesen erhältlich, der Original ist zu teuer. Allerdings nur für die WLAN-Variante. Meines ist die LTE-Version, welche einen etwas anderen Rahmen verbaut hat. 
Nun gut, mit der richtigen Vorgehensweise und den passenden Tools, konnte er relativ leicht entfernt werden.


Die richtigen Tools! Besonder das Mittlere hat sich
äusserst gut bewährt. Mindestens das Blaue, sollte
man sich noch anschaffen.

Zum Lösen des Rahmens heizte ich auf der Glasseite (wichtig!) mit etwa 100° (tiefer lässt sich meine Heissluftstation nicht einstellen) vorsichtig auf und hebelte den Rahmen mit einem passenden Tool ab. Man hört, wie sich der Kleber löst. Die Heissluftstation ist dafür genial geeignet, da man damit sehr gezielt wärmen kann.Dass mein altes Display dabei weiter zerbrach, spielte ja keine Rolle mehr.




Als der Rahmen ab war, musste noch das alte klebrige Zeugs entfernt werden. Dafür benötigt man mehr Zeit. Hierzu keine Lösungsmittel verwenden, da diese den Rahmen angreifen können.
Das neue Display hatte bereits vormontierte Klebestreifen. Beim Einsetzen in den Rahmen, sollte dies auf Anhieb gelingen, da der Kleber sofort und ziemlich stark hält. Ein erneutes Lösen ist nicht möglich!
Also zuerst einigemal trocken üben. Dann am besten zuerst in einer Ecke ansetzen, danach die ganze Längsseite ansetzen und das Display langsam in den Rahmen «einklappen» lassen.
Es versteht sich von selbst, dass die Ausrichtung des Displays und das Anschluss-Flachkabel vorher richtig positioniert wurden!
Besser jeden Schritt zweimal überdenken! Jede Hektik kann alles ruinieren. 


Die Montage der Platinchen ist eigentlich nicht so wild. Wichtig aber: Alle Schrauben so aufbewahren, damit man nachher weiss, wo diese eingesetzt waren. Einzelne Schrauben sind kürzer oder dicker und müssen natürlich wieder in's richtige Gewinde. Ausserdem verwendete ich Schraubensicherung, da vorher auch solche aufgetragen wurde.
Vorsicht bei den Steckverbindungen: Bevor man wild herum würgt, sollte man sich informieren, wie die entsprechenden Stecker zu entfernen sind. Ansonsten können diese leicht beschädigt werden.







Einzelne Stecker sind mit Klebeband gesichert. Dieses lässt sich wieder verwenden, nur einseitig lösen! Passende Tools dazu verwenden, solche aus Plastik, um Beschädigungen an Leitern und Steckern zu vermeiden.
Nach dem Zusammenbau und mehrfacher Kontrolle, kam der grosse Moment. Ich wollte das Gerät zuerst im offenen Gehäuse testen. Nach einem langen Druck auf den entsprechenden Button, kam endlich das ersehnte Google im Start-Bildschirm.



Das Display überzeugt mich von der Qualität. Ich stelle keinen Unterschied zum ersten Display fest.
Der erste Akku war zwar noch recht fit, aber immerhin schon zweijährig mit entsprechend vielen Ladezyklen. Deshalb wollte ich gleich einen neuen Original-Akku einzubauen. Wenn die Kiste schon mal offen ist, dann gleich richtig und die paar Kröten für den Akku spielten nun auch keine Rolle mehr! Den Akku bestellte ich bei ipc-computer , wo ausschliesslich Asus-Originalteile angeboten werden. Den Laden kann ich empfehlen, schnelle Lieferung und Original-Ware. Der alte Akku ist übrigens auch verklebt (zwei Klebestreifen) und muss ebenfalls aus seiner Halterung gelöst werden. Auch hier vorsichtig arbeiten.

Danach wurden nochmals alle Funktionen getestet, alle Stecker und Schrauben gecheckt und die Rückseite wieder aufgesetzt.
Hoffentlich macht mir dieses Tablet nun noch viele weitere Jahre Freude - ohne Stress!



Success!

Ach ja, betreffend dem Öffnen des Gerätes. Leicht zu Öffnen ist relativ! Ein Trost für mich, auch das Team von ifixit zerstörte ein Display, trotz Erfahrung und vorsichtigen Arbeitens. Prinzipiell besteht immer ein gewisses Risiko.
Müsste ich das Gerät nochmals öffnen, würde ich mir zuerst einen Fingernagel etwas länger wachsen lassen und diesen als «Tool» dazu benützen. 


Alle Fotos hier



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