Schwebestativ für Gopro - Steadicam

Dieses Schwebestativ baute ich vor einiger Zeit, als ich mir noch keine Gedanken über elektronische Gimbals machte. 
Ein Schwebestativ soll die Kamera vom Kameramann entkoppeln, damit keine verwackelten Aufnahmen entstehen.
Man kann mittlerweile unzählige Versionen von solchen Steadicam-Stativen kaufen. Viele sind das Geld nicht wert, andere relativ teuer. Mit einem Selbstbau spart man nicht nur Geld, sondern erlangt auch nützliche Kenntnisse über diese Thematik.
Bei einem Selbstbau muss man allerdings etwas improvisieren. Nicht jeder hat eine Drehbank, muss dann gewisse Teile anders konstruieren. Vielleicht findet man im Baumarkt geeignete Komponenten, welche sich für den Einsatzzweck verwenden lassen. So ist auch etwas Fantasie gefragt und manchmal muss man auch hartnäckig nach einer Idee suchen.



Meine Variante entstand eigentlich Stückweise, ohne genauen Plan. Zuerst fertigte ich diesen 2-Achsen-Gimbal aus POM an, der dann lange Zeit herum lag.
Später sah ich ein käufliches Stativ, bei welchem die vertikale Achse stufenlos verstellt werden konnte. Dies mittels zweier Stopfbuchsen-Verschraubungen, welche die Achse klemmen. Die Chinesischen Konstrukteure verwenden aus Kostengründen oft Teile, welche eigentlich für etwas anderes gedacht sind. Solche Stopfbuchsen verwendet man normalerweise für Kabel-Durchführungen.
Ich hatte bei meinem Gimbal bereits eine M6-Gewindestange mit einem Gewicht am unteren Ende 
durchgeführt. Mittels Muttern kann diese verstellt werden. Später nahm ich Flügelmuttern, damit man kein Werkzeug zum Verstellen braucht.
Nun musste noch eine Befestigung für die Kamera und ein Haltegriff konstruiert werden.
Da ich eine Drehbank besitze, wurden die meisten Teile gedreht. Die Gewichte sind aus Messing, sonst verwendete ich Alu und POM. Insgesamt verwendete ich drei kleine Kugellager um Reibungsverluste zu vermeiden.





Die Stabilisierung mit zwei Gewichten funktioniert wesentlich besser, als mit nur einem Gewicht.
Mittels den Flügelmuttern lässt sich das Stativ stufenlos und fein verstellen. Schwenkt man die senkrechte Achse um 90° nach oben und lässt sie los, sollte das Gewicht in ein bis zwei Sekunden nach unten pendeln. 


Bei der Kamera-Befestigung musste auf der einen Seite ein kleines Gewicht montiert werden, wegen der unsymmetrischen Gewichtsverteilung der Kamera und deren Gehäuse. Anfänglich mit U-Scheiben ausgemittelt, wurden später Drehteile als Gewichte verwendet.




Als Griff verwendete ich zuerst ein Alu-Teil. Später wurde ein GoPro-Floating Grip angepasst, weil dieser besser in der Hand liegt und über die Schraube schnell in der Neigung verstellt werden kann.

Wenn das Stativ gut austariert ist, kann man die Kamera schnell nach vorne und zurück schnellen lassen. Die Kamera bleibt dabei senkrecht ausgerichtet und kommt kaum in's pendeln.
Offensichtlich ist dies die gängige Test-Praxis der Steadicam-Selbstbauer, welche meistens vor einen Spiegel stehen und diese Prozedur bis zum Abwinken durchführen. Irgendwie faszinierend, wie man das physikalische Trägheitsmoment erlebt! In der Praxis macht man kaum solche hastigen Bewegungen, aber etwas Show muss sein.


Unter dem Gimbal habe ich noch eine Art Bremse für die vertikale Achse eingebaut. Ein einfaches Drehteil aus Alu, welche das Kugellager bremst, je nach dem, wie stark man die Flügelmutter darunter anzieht.
Meiner Meinung nach ist dies nötig, da sich sonst die Kamera gerne seitlich dreht. Die leichte Dämpfung bewirkt, dass die Kamera in Laufrichtung guckt und sich beim Richtungswechsel nur leicht mitdreht. Ein Karussell will man ja nicht haben.





Von der Stabilisierung bin ich eigentlich positiv überrascht. Ich besass einmal eine Sony-Actioncam, welche bekanntlich die Sony-Eigene Stabilisierung eingebaut hat. Mein Stativ stabilisiert jedoch einiges besser, als die Sony-Kamera es tat. Bei der Sony hatte man eine stark wellenförmige Bewegung im Bild. Manchmal war es eine regelrechte Berg- und Tal-Fahrt! Dass ich mit meinem Stativ sogar rennen kann und trotzdem noch ein recht stabiles Bild habe, hätte ich nicht erwartet. Es wirkt tatsächlich so, als schwebe man über den Boden.

Ein solches DIY-Stativ ist vielleicht eine Alternative für jemand, der gerne bastelt und tüftelt und mit kleinem Budget eine markante Verbesserung beim Filmen erreichen möchte.

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