Falsches Land für Elektronik Geeks

Die Suche nach dem  ultimativen Elektronik-Shop

Die Schweiz scheint der falsche Platz für Elektronik-Hobbyisten, Bastler, Tüftler (oder wie man sie auch nennen will) zu sein! Abgesehen davon, dass hier nur eigenbrötlerisches Basteln im Keller die Regel ist (aber das ist schon wieder ein anderes Thema), steht man oft schon bei der Bauteile-Beschaffung vor ersten Hürden, da man diese ja kaum beim örtlichen Bäcker erhält. Natürlich könnte man fast alles beim Herrn C in der blauen Apotheke oder bei industriellen Distributoren kaufen, allerdings zu astronomischen Preisen! Den kleinen Elektronik-Shop um die Ecke sucht man leider vergebens.
Vor einigen Jahren kannte ich noch einen solchen Laden, wo man schnell ein dringend benötigtes IC oder einen Widerstand persönlich abholen konnte. Viele Elektroniker-Lehrlinge kauften ihr Zeugs da, wenn sie es denn nicht in der Firma klauen konnten. 


Die Suche nach dem ultimativen Elektronik-Shop

Der Laden war in einer alten Häuserzeile einquartiert. Nahe eines bekannten Elektrokonzern-Hauptsitzes, eigentlich ideal gelegen. Die Häuser dort stammten aus jener Zeit, als diese Kleinstadt noch einen gewissen Charme hatte.
Heute ist dies alles schon längst Geschichte, neue, moderne Überbauungen entstanden, eher solche mit weniger Charme! 

Der Ladeninhaber lebte natürlich nicht von den paar Bastlern, welche da einige Bauteile kauften. Er werkelte hauptsächlich im Nebenraum. Ich glaube, er reparierte Fahrzeug-Elektronik, eichte Tachos und fertigte kundenspezifische Steuerungen an.
Wenn man den Laden betrat ertönte ein schriller Gong und der freundliche, aber wortkarge Mann, 
kam hervor geeilt. Nun ja, ich verstehe: Wenn man bei der Arbeit abgelenkt wird, steckt man gedanklich sicher noch irgendwo im Schema.
Der Laden war klein, aber bis unter die Decke voll gestopft mit Artikeln, welche Elektroniker so brauchen. Eigentlich hätte ich gerne mal eine halbe Stunde nur gestöbert. Aber ich wollte den Geschäftsinhaber nicht zu sehr strapazieren, hätte er während dieser Zeit nur wortlos rumstehen und warten müssen. Wenn aber bereits ein anderer Kunde bedient wurde, hatte man eine gewisse Zeit zur Verfügung.


Der Shop an der Ecke, da wo auch immer ein Parkfeld
davor war, welches frei benutzt werden durfte und von
mir auch gelegentlich benutzt wurde, bis ich einmal ein
 Knöllchen unter dem Scheibenwischer hatte, weil sie
das Parkfeld klammheimlich entfernt hatten! Das fiel
Nachts nun wirklich nicht auf, dass die Markierungen
nach vielen Jahren plötzlich nicht mehr da waren!  

Ich staunte immer, dass das benötigte Bauteil auffindbar war. Irgendwo hervorgeklaubt aus einer Schublade oder einem kleinen Fach. Der gute Mann führte diesen Laden sicher mindestens zwanzig Jahre lang. Dann gab er den Shop auf und konzentrierte sich auf sein Hauptgeschäft. Wohl auch im Hinblick auf die baulichen Veränderungen im Quartier, welche schon lange absehbar waren.
Nun übernahm also ein «Neuer» das Geschäft. Der «Neue» sah irgendwie nicht so vertrauenswürdig und kompetent aus, war übergewichtig, hatte oft eine Rotwein-Fahne und hörte Ländler-Musik im Laden, was mich doch ein wenig erschreckte!
Er arbeitete wohl einmal für ein bekanntes Audiogeräte-
Unternehmen, so wollte er mich wenigstens beeindrucken. Mit solchen Audio-Spinnern habe ich jedoch nun gar nichts am Hut! Dazu prahlte er weiter damit, Service-Aufträge am Equipment von «bekannten» Musikern auszuführen und nannte Namen. Wie erwartet waren diese ebenfalls aus der «Volksmusik-Szene»!

Meine Besuche in diesem Laden wurden seltener und stoppten abrupt, als ich plötzlich für ein banales CMOS-IC der 4000′er Reihe einen Apotheken-Preis bezahlen musste. Nicht nur das – ich sah dem Typen förmlich an, wie er in Gedanken den Preis noch schnell etwas «aufrundete», bevor es ihm von den Lippen glitt.
Der Rotwein war ihm wohl bereits eingefahren und er fühlte sich nun unheimlich cool und überlegen, kniff seine Schweins-Äuglein leicht zusammen. Da hatte er sich nun aber leicht verschätzt und ich verließ diesen Laden zum allerletzten Mal. Das Geschäft war nicht viel länger als ein weiteres Jahr geöffnet. Was aus diesem Looser wurde, ist mir nicht bekannt und interessiert eigentlich auch nicht.


Die hier bereits leer gefegte, zweistöckige Tanz-Bar im
 alten Industriebau war ein Highlight!

Etwas später wurde die ganze Zeile abgerissen, wie auch die alten Industrie-Gebäude daneben. Dort waren Kleinfirmen, ein Theater und vor allem ein «Wochenende»-Barbetrieb einquartiert, welcher von den Theater-Menschen betrieben wurde. In den Mitternachtsstunden wurde ich da auch öfters gesehen. Wirklich ein herber Verlust, diese Bar!

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