Der Schrott-Gimbal von Rollei

Die Gopro ist bei mir die Kamera für jede Gelegenheit geworden. Sie ist klein, immer dabei und liefert gutes Filmmaterial.
Bei Bewegung hat man aber leider immer verwackelte Aufnahmen, auch wenn man sich Mühe gibt. Ich baute schon mechanische Gimbals oder auch Schwebestativ genannt. Diese verbesserten die Aufnahmen schon stark, sind aber etwas unhandlich.
Ein elektronischer Gimbal mit Motoren liefert natürlich bessere Ergebnisse. Man verwendet diese bsw. häufig an Multikoptern.
Gimbals für allgemeine Einsätze gibt es mittlerweile auch einige, allerdings sind diese Dinger reichlich überteuert!


Als ich den Gimbal von Rollei erstmals sah dachte ich, dass es dieser sein muss! Entscheidend für den Kauf waren für mich dessen geringe Grösse / Gewicht, den Betrieb mit Gopro-Akkus (weil man diese eh schon hat) und die Befestigungsmöglichkeiten an Gopro-Clips.
Den Nachteilen: Nur 2-Achsen-Steuerung und hoher Preis, schenkte ich erstmal keine Beachtung.



Akku ist keiner dabei!

Leider wurde ich von diesem Produkt masslos entäuscht. Ja, ich finde es sogar eine absolute Schweinerei, dass eine bekannte Firma solchen unausgereiften Mist überhaupt auf den Markt wirft. Der Gimbal ist ursprünglich von iFootage, wird aber exklusiv für Rollei gefertigt.
Dazu kam, dass Rollei offenbar über keinen kompetenten technischen Service verfügt. So wurden verschiedene Anfragen überhaupt nicht beantwortet. Offenbar sitzen da lediglich einige Telefon-Fuzzis, ohne jede Sach-Kompetenz! Die Standard-Antwort: Für weitere Abklärungen müssen Sie den Gimbal einsenden, nützt dem Kunden eigentlich nichts.
Erstens: Braucht es keine weiteren Abklärungen, weil ich ihnen das fehlerhafte Verhalten ausführlich beschrieb und Zweitens: Rollei erhielt ja bereits einen Gimbal zurück, ersetzte diesen aber lediglich, ohne weitere Abklärungen!

Was will man diesen Fuzzis erklären, wenn die zu blöd sind, es zu verstehen?

Mein erster Gimbal arbeitete also mehr schlecht, denn recht. So aus dem Stand heraus einige Verrenkungen gemacht, schien er einigermassen zu funktionieren. War man aber unterwegs im Gelände, verlor er schnell seine Orientierung, tendierte immer auf leichte Schieflage, oder schielte gar hoffnungslos ins Kraut hinaus!



So ein Gimbal sollte (laut Werbung) auch bei einer holprigen MTB-Fahrt ausreichend stabilisieren! Bewegt man den Gimbal schnell einigemal auf und ab, kommt er gleich an seine Grenzen (oder den mechanischen Anschlag) und verliert jede Kontrolle, zappelt elend herum!

Ich kalibrierte den Gimbal übrigens mehrmals neu, ohne Verbesserung. Wie man das Ding kalibriert, musste man zuerst noch feststellen. Im Manual waren absolut keine Angaben dazu! Dass man den Gimbal aber alle 100m neu kalibriert, dass kann es ja nicht sein.
Beim Einschalten ist dieser völlig ruhig zu halten, bis das Lämpchen aufhört zu blinken. Das dauert und ist nicht eben Praxis-gerecht.

Die Betriebszeit mit einem tadellosen Akku betrug nicht einmal die Hälfte der versprochenen Zeit. Es waren knapp 30 Minuten und nicht 75 Minuten, wie angegeben. Das ist doch sehr bescheiden und nicht akzeptabel.
Bei meinen Tests stellte ich fest, dass der Akku 
bei der Abschaltung des Gimbals nur etwa einen Drittel entladen wurde. Mit der Rest-Ladung des Akkus konnte die Gopro locker noch eine Stunde arbeiten. Laut Manual müsste der Gimbal erst bei 15%-Akkustand abschalten, dann käme er vielleicht auf eine Stunde.
Dass hier etwas faul ist, dürfte wohl jedem einleuchten!

Da ich bei erstem Gimbal die neueste Firmware installierte, befürchtete ich einen eventuellen Zusammenhang. Umso mehr, als diese Firmware plötzlich von der Rollei-Downloadseite verschwunden war. Was war los? Kein Kommentar von Rollei, wie erwartet.

Da ich die vorherige Firmware nicht zur Verfügung hatte, konnte ich dies nicht mehr rückgängig machen. Den Gimbal sandte ich darauf zwecks Austausch zurück.
Beim zweiten Gimbal war nun die Erwartung gross, dass dieser einwandfrei funktionieren würde. Diesmal verzichtete ich meinerseits auf ein Firmware-Update. Vielleicht war ja auch hier schon die Neueste installiert?
Jedenfalls funktionierte der zweite Gimbal genau gleich erbärmlich wie der Erste! Somit war nun meine Geduld definitiv am Ende angelangt und ich schickte auch diesen Gimbal zurück an den Absender. 

Im Nachhinein entdeckte ich bsw. bei Amazon viele weitere schlechte Rezensionen über dieses Produkt.
Ferner fand ich einen Online-Anbieter, welche von diesem Gimbal neuwertige und «refurbished» verkauft, welche wenige Euros günstiger sind. Diese Aufgemöbelten kämen aus Kunden-Retouren etc und seien geprüft und absolut neuwertig. Das machte mich doch stutzig, sah ich noch nie ähnliches von einem Produkt, welches erst kurze Zeit auf dem Markt ist.

Für mich bedeutet dies IMHO, dass viele unzufriedene Kunden diesen Gimbal wieder retournieren, so wie ich nun! Diese werden dann vermutlich wieder den nächsten Käufern ausgeliefert!

Fazit: Ausser Spesen, nix gewesen! Auch wenn dieser Gimbal je einmal funktionieren würde wie beschrieben, käme er für mich nicht mehr in Frage. Der Preis für einen 2-Achsen-Gimbal ist eindeutig zu hoch. Also besser gleich einen 3-Achsen-Gimbal kaufen, der dann auch die seitlichen Schwenker sauber ausgleicht und dann wirklich kaum noch Verwacklungen erkennbar sind.

Update 1: Nachdem ich mittlerweile vom Händler den Kaufpreis zurück erstattet bekam, verschwand das Produkt auch plötzlich aus dem Angebot dieses bekannten Elektronik-Distributoren. Meine Rückmeldungen haben offenbar etwas bewirkt. Sicher waren da noch andere Kunden unzufrieden und nun wurde die Konsequenz daraus gezogen.



Merkwürdig, dass dieser Gimbal auch von einer Videozeitschrift «getestet» wurde und der Zuständige von diesen Problemen nichts wissen will. Sein Gimbal funktioniere, meinte er mir gegenüber, testete offensichtlich auch nur ein einziges Exemplar mit noch älterer Firmware!
Dabei sieht man in seinem Testfilm auf Youtube, dass der Gimbal so toll nicht funktioniert.
Die Initialisierung dauert satte 52s (zu sehen in Filmminute 2'30''), was wohl absolut unzumutbar ist. Auf seiner Testfahrt mit dem Bike erkennt man hauptsächlich einen schiefen Horizont (zu sehen ab 5'30'' oder ganz schlimm bei 5'57'')!

Wer bei solchen Fakten noch von einem akzeptablen Ergebnis spricht, der sollte besser etwas testen, wovon er eine gewisse Ahnung hat!
Aber vielleicht kriegen sie ja Geld von Rollei und berichten nur zu deren Vorteil? Für solche Testberichte dann auch noch Geld zu verlangen - erbärmlich! Also immer vorsichtig bei Testberichten in Magazinen.

Update 2: Mittlerweile hat sogar jemand von iFootage mein(e) Video(s) gesehen. Man sagt mir, dass eine neue Firmware das Problem mit der Schieflage beheben würde.



Seltsam! Der Rollei-Support hat doch irgendwelche Probleme immer verneint. Schlimmer noch: Wenn es ein Problem gäbe, mache der Kunde wohl etwas falsch, ist zu blöd!
Schön für iFootage, wenn deren Produkt endlich mal machen würde, was es bisher nie richtig tat! Ob wohl nun auch die Betriebszeit dem entspricht, was angegeben wird? Ich bezweifle es!
Abgesehen davon hat mich dieser Scheiss-Gimbal nur Zeit und Nerven gekostet und für mich ist dieses Kapitel längst abgeschlossen.
Wie bereits weiter oben erwähnt hat ein 2-Achsen-Gimbal eh keine Zukunft. Mittlerweile habe ich mir ein anderes Produkt erworben. Eines mit 3-Achsen-Stabilisierung und eines, welches einwandfrei funktioniert!


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